Lange Scheuer Ochsenstall Gomadingen-Marbach
Historische Mühlenscheuer Gomadingen
Winkelhakenhof Reutlingen-Betzingen
Fotos: Stefan Merkel, Reutlingen
Der 38m lange und 11,6 m breite ehemalige Ochsenstall befindet sich direkt an der Lautertalstraße L 249 und direkt gegenüber dem Haupteingang in den Gestütshof Marbach und ist Teil des komplett unter Denkmalschutz stehenden Marbacher Ensembles.
Das nachweislich in 4 Bauabschnitten in den Jahren 1765-1771 erstellte Fachwerkgebäude befand sich mit seinem Tragwerk in einem stark geschwächten Zustand, da über viele Jahre hinweg tragende Teile aus der Dach- und Fachwerkkonstruktion entfernt wurden. Insgesamt wies das Gebäude mit der gesamten Konstruktion eine starke Neigung zur Straße hin auf. Schäden durch Holzfäule, Verwitterung und nicht fachgerechte Auswechslung von Konstruktionsteilen waren allgegenwärtig.
Die Bauaufgabe bestand in folgender Aufgabenstellung:
1. Ausweisung einer Ausstellungsfläche für Kutschen
2. Schaffung eines ebenerdigen Fußgängerdurchganges in kompletter Längsachse
3. Einbau einer Glasfassade entlang des Fußgängerdurchganges
4. Schaffung einer Mediengalerie im Dachgeschoss mit Treppenverbindung
5. Im Hanggeschoss Einbau zusätzlicher Pferdeboxen
6. Wiederherstellung der Standsicherheit
7. Ertüchtigung der Fundamentierung in den Hautachsen und denkmalgerechte zimmermannsmäßige Wiederherstellung der gesamten Holzkonstruktion mit Holzverbindungen
8. Das Gebäude ist kalt und bleibt aufgrund der temporären Nutzung weiter unbeheizt
Die Kutschenausstellung bereichert das Angebot für Besucher in Marbach. Der Besuch wird im Rahmen einer Führung angeboten.
Wenn Großveranstaltungen wie z.B. die Hengstparade in Marbach stattfinden bewegen sich ca. 6.000 Besucher vom Parkplatz zum Haupteingang. Da es immer auf der L249 bei solchen Anlässen zu gefährlichen Situationen kam, bietet sich ein Fußgängerdurchgang durch den Ochsenstall an. Die Glasfassade trennt die Kutschenausstellung vom öffentlichen Raum – lässt aber aufgrund der Transparenz für den Besucher den Durchblick zu.
Der Kontrast zwischen der wiederhergestellten Holzkonstruktion mit alten und neuen Holzbauteilen und Glasfassade und einer akzentuierten Beleuchtung macht den Ochsenstall zu einem neuen Highlight in Marbach.
Die noch nicht realisierte Mediengalerie im Dachgeschoss ist baulich geschaffen und lässt Durchblicke zwischen Kutschenausstellung und DG zu. Auf unterschiedlichen Projektionsflächen die u.a. in den Lufträumen schweben, können dem Besucher Filme, Bilder kombiniert mit Klanginstallationen gezeigt werden. Ob Araberhengst, Hadban Enzahi in kreisförmiger Projektion, Wiehern und Hufschlag einer großen Herde oder das Heranstürmen einer Kutsche auf trapezförmigen Projektionsflächen – hier soll dem Besucher die Faszination Pferd vermittelt werden.
Die architektonische Weiterentwicklung und handwerklich hochwertigeInstandsetzung des historischen Fachwerkgebäudes hebt diese Sanierungsaufgabe entlang der Landesstraße deutlich hervor. Neben der Umnutzung der Scheuer zum repräsentativen Ausstellungsraum im Erdgeschoss und zu Pferdeboxen im Hangeschoss überzeugt insbesondere die neugeschaffene Wegebeziehung durch den Baukörper. sie verläuft losgelöst und geschützt von der angrenzenden stark befahrenen Durchgangsstraße. Insgesamt sichert die Sanierung dieNutzung sowie den Erhalt des historischen Baukörpers. Darüber hinaus leistet sie durch die Rückgewinnung der öffentlichen Wegebeziehung einen wichtigen Beitrag zur langfristigen Optimierung der fußläufigen Anbindung des Landesgestüts.
Fotos: Stefan Merkel, Reutlingen
Das große Gebäude aus dem 18. Jahrhundert war jahrzehntelang das Haus des Kaplans in Hayingen. Vor dem Umbau stand es viele Jahre leer. Der Gebäudezustand war entsprechend schlecht.
Durch einen zurückhaltend gestalteten Holzanbau im Erdgeschoss wurden die Sanitärbereiche gelöst. Am Gartenzugang liegt die große überdachte Terrasse für Empfänge und Veranstaltungen.
Das Standesamt befindet sich im Erdgeschoss. Der Raum wurde zum ersten Obergeschoss geöffnet und dort mit einer Galerie versehen. Die ursprüngliche Holzbalkendecke mit Füllungen bildet die Deckenunterschicht. Die original Fachwerkhölzer und helle Putzflächen auf den massiven Bruchsteinwänden stehen im Kontrast zum neuen Sichtestrich, den Stahlstützen und dem Stahlglastreppenelement. Eine Cateringküche für Feiern und Feste ist dem Saal angeordnet.
Die Außenwände mit dem Sichtfachwerk wurden innen etwas gedämmt und die Decke über dem Obergeschoss sowie gegen Grund wurde mit einer sehr hohen Dämmstärke ausgestattet. Eine moderne Holzpelletheizung inklusive Lager wurde im Dachgeschoss eingebaut.
Fertigstellung 2010
Fotos: Ralf Koch, Reutlingen
Das im Jahr 1559 erbaute Ackerbürgerhaus in der Spendhausstraße in Reutlingen wurde denkmalgerecht komplett saniert und bietet nun Wohnungen und Seminarräume.
Es wurde Wert darauf gelegt, die historischen Bauteile aus vielen verschiedenen Epochen zu dokumentieren, schonend wiederherzustellen und den Charakter des Hauses beizubehalten.
Massive Beschädigungen am bestehenden Tragwerk, eine starke Deformierung des Baukörpers und die lange, nur durch akribische Untersuchungen nachvollziehbare Geschichte des historischen Gebäudes in Reutlingen machten die Sanierung zu einer Herausforderung für alle Projektbeteiligten und erforderte außergewöhnliches handwerliches Können.
Fertigstellung 2010
Fotos: Stefan Merkel, Reutlingen
Seit Jahrzehnten existiert die Bäckerei Glocker in der Gemeinde Gomadingen und gewährleistet durch den Verkauf der Backwaren und einen kleinen Landmarkt die Grundversorgung für den Ort Gomadingen einschließlich der Teilorte. Nun wurde direkt an der Ortsdurchfahrt, die auch die Zubringerstraße nach Marbach und ins Lautertal ist, in der historischen Mühlenscheune der Backwarenverkauf, der kleine Landmarkt und ein Café mit Außenbewirtung direkt an der Lauter geplant und gebaut. Durch das Biosphärengebiet Schwäbische Alb und die Nähe zum Haupt- und Landgestüt Marbach ist der Tourismus in der Region deutlich stärker geworden.
Sowohl die Mühlenscheuer als auch die angrenzende Mühle, die sich im Besitz der Gemeinde befindet, stehen unter Denkmalschutz.
Um die Gebäude auch in Zukunft erhalten zu können, wurde eine sinnvolle und nachhaltige Nutzung der Gebäude angestrebt. Durch den Kauf der Gebäude mit dem dazugehörigen Grundstück wurde eine städtebauliche Neuordnung möglich. Es konnte dadurch in der Ortsmitte ein zentraler Dorfplatz für die Bürger und die Gäste geschaffen werden.
Die sanierte Mühlenscheuer spielt dabei eine zentrale Rolle. Die historische Mühlenscheuer wurde in ihrer Grundstruktur mit allen besonderen Details in die Planung mit einbezogen. So wurden die bestehenden Tore, Türen und Stallfenster für die Neuplanung genutzt. Das Fachwerk, die Holzbalkendecken, die historische Kappendecke, Bruchsteinwände und Futtertröge aus Sandstein wurden restauriert und in die neue Konzeption integriert.
Ein ergänzender Neubau, bewusst abgesetzt, mit Flachdach, einer modernen Holzständerkonstruktion, Rombusverschalung und großflächigen Stahl-Glas-Pfostenriegelflächen erweitert die Fläche der historischen Mühlenscheuer und nimmt die Nebenräume wie Anlieferung, Personalbereich und WC-Anlage auf. Im Altbau ist der großzügige Verkauf, der Landmarkt und der Raum für die Backkurse angeordnet. Das Café ist durch die große Glasfassade nach außen gut sichtbar zur Durchgangsstraße orientiert. Die überdachte Außensitzfläche ist zum neu geschaffenen Dorfplatz orientiert, eine zweite Außenfläche mit großem Holzsteg ist zur Lauter hin orientiert.
Die gesamte umfangreiche Kühltechnik, Lüftungsanlage und Wärmeerzeugung ist im Dachgeschoss untergebracht. Durch eine Wärmerückgewinnungsanlage, die die Abwärme der Kühlanlagen nutzt und die kontrollierte Be- und Entlüftung wird energieeffizient geheizt. Zum Abfangen von Spitzen steht zusätzlich zur Luft-Wasserwärmepumpe eine Gastherme zur Verfügung.
Fertigstellung: 2019
Das private Bauwerk zeigt in hervorragender Weise, dass durch Engagement wieder Leben in alte Ortskerne zurückkehren kann. Nicht genug, dass eine abbruchverdächtige Scheune sorgfältig gerettet, ein Unort beseitigt und die Versorgung des Ortes und seiner Gäste gesichert wurde. Das Ensemble aus Café, Bäckerei, Verkauf und Freisitzen hat auch die Sanierung der alten Mühle nebenan beschleunigt. Ortsentwicklung at its best!
Fotos: Stefan Merkel, Reutlingen und H+P
Das 1727 erbaute denkmalgeschützte Gehöft, ein Winkelhakenhof mit "Trippel", einer überdachten Treppe, die ins 1. Obergeschoss führt, wurde unter berücksichtigung der Forderungen des Denkmalschutzes liebevoll saniert.
Baugeschichte (nach den dendrochronologischen Untersuchungen an Holzproben durch Restaurator T. Marstaller):
Die Fertigstellung Holzfachwerks erfolgte im Laufe des Jahres 1727. Eine Erweiterung erfolgt schon im Jahr 1802 nach Osten. Die jetzige Hausaufteilung als Doppelhaus erfolgte etwa um 1870.
Aus diesem Umbau zum Doppelhaus stammt vermutlich auch der interessante Befund mit dem Abtritt mit erhaltenem Lochsitzbrett.
Ein wesentlicher, heute noch sichtbarer Umbau wurde um 1910 durchgeführt. Aus dieser Zeit stammen der Ladenausbau im Erdgeschoss und die Einrichtung des Obergeschosses als Wohnbereich.
Diese Bauzeit wurde erhalten und sichtbar gemacht.
Aus dieser Zeit stammt auch die bestehende Aufgangstreppe, der sogenannte Trippel, eine Betzinger Spezialität.
Es ist zu vermuten, dass schon vorher ein ähnlicher Aufgang an diesem Haus vorhanden war.Sämtliche Sanierungsarbeiten wurden eng mit dem Landesdenkmalamt Tübingen abgestimmt. So hat das Gebäude fünf kleine Schleppgauben in Richtung Zehntscheuer bekommen und eine größere Gaube in Richtung Scheune, um das Dachgeschoss ausreichend zu belichten. Durch die neue Dämmung auf der Außenwand mit verputzten Holzweichfaserplatten ist es möglich, das historische Fachwerk so weit wie möglich auf der Innenseite sichtbar zu lassen. Der historische Grundriss wurde für die neue Nutzung nicht verändert. Alle historischen Holzverkleidungen, Stuckfriese, Türen und Bodenbeläge wurden erhalten und vom Restaurator und vom Maler überarbeitet. Alle historischen Einfachverglasungen sind ebenfalls erhalten geblieben und haben aus energetischen Gründen von außen aufgesetzte neue Isolierglasfenster bekommen.Das Gebäude hat eine moderne, energiesparende Gaszentralheizung bekommen, eine neue moderne Sanitärinstallation und eine komplett neue Elektroverteilung einschließlich moderner Datenleitungen.
Fertigstellung 2015
Fotos: Stefan Merkel, Reutlingen
Umnutzung militärisch genutztes und denkmalgeschütztes Gebäude im „Alten Lager“ zum neuen Biosphärenzentrum Schwäbische Alb
Im Kern des von der UNESCO anerkannten Biosphärengebietes Schwäbische Alb wurde im Auftrag des Landes Baden-Württemberg im Bereich des „Alten Lagers“ ein Besucherinformationszentrum errichtet.
Die unter Denkmalschutz stehenden Gebäude wurden mit einem sich den Bestandsgebäuden untergeordnetem Glasbau verbunden, in dem sich die zentrale Erschließung mit Aufzug und der Foyerbereich befindet. In der ehemaligen Zielbaukommandobaracke befindet sich im Erdgeschoss eine interaktive Ausstellung für die Besucher, sowie Büroräume des Geoparks. Im Obergeschoss befindet sich ein Multifunktions- und ein Seminarraum, sowie die Büros der Biosphärenverwaltung. Im ehemaligen Wachgebäude ist im Erdgeschoss ein Café eingebaut, sowie im Obergeschoss im Bereich der ehemaligen Arrestzellen kleine Vortragsräume für Schüler- und Besuchergruppen.
Die in den Jahren 1898 bis 1910 mit Tuffstein und Ziegelmauerwerk errichteten Bestandsgebäude wurden energetisch saniert, mit der Zielsetzung die Vorgaben der EnEV bei dieser Sanierungsmaßnahme um 30% zu unterschreiten ohne die Anforderungen des Denkmalschutzes zu beeinträchtigen. Die beim Innenausbau verwendeten Materialien stammen, wie z.b. die rotkernige Buche, aus regionaler Holzbewirtschaftung.
Gesamtfläche: 1.269 m²
BRI: 6.100 m³
Fertigstellung: 2010
Fotos: Stefan Merkel, Reutlingen
Das Bürgerhaus Zehntscheuer besteht aus der Zehntscheuer selbst, einem ca. 230 m² großen Raum und einem Funktionsanbau mit ca. 130 m². Man betritt das Gebäude durch das Foyer, welches zwischen Alt- und Neubau angeordnet ist und dadurch als Verteiler fungiert. Der große Saal zieht seine Kraft und architektonische Wirkung aus den beiden Hauptkomponenten Dachkonstruktion und Natursteinmauerwerk. Der Dachstuhl, ein einzigartiges architektur- und kulturgeschichtliches, überörtliches Zeitzeugnis ist in hohem Maße ursprünglich erhalten aus der Erbauungszeit um 1533. Die Bäume stammen aus dem Schwarzwald und wurden über den Neckar bis zur Echazmündung geflößt. Dies belegen erhaltene Flößerzeichen. Das Gebälk ist bis zum First sichtbar, so erlebt man das Raumvolumen ganzheitlich.
Der Dachstuhl wurde ausgerichtet, komplett restauriert, eine neue Dachhaut mit Dämmung aufgebracht und in Eigenleistung mit ca. 13.000 alten, handgeschlagenen Biberschwanzziegeln wieder eingedeckt. Das Natursteinmauerwerk wurde ebenfalls restauriert, neu verfugt und erstrahlt nun in neuer, beeindruckender Einzigartigkeit. Unterstrichen wird dies durch die umlaufende Lichtfuge, welche den neuen Bodenbelag aus Steinzeugfliesen von der Mauerwerkswand ablöst.
Die beiden Scheunentore wurden voll verglast, viel Licht kann so ins Gebäudeinnere dringen. Beheizt wird das Bürgerhaus über Geothermie (Erdwärme) kombiniert mit einer Warmluft- Zusatzheizung. Die Grundlast für ca. 15° C Raumtemperatur wird aus der Erde gewonnen, der restliche Wärmebedarf wird temporär über eine Gastherme/ Warmluft zugespeist.
Im Anbau sind die Funktionen wie Küche, Technik und WCs untergebracht. Konstruiert ist der Anbau als Holzrahmenbau. Der komplette Innenausbau, die Fassade und das Dach wurden auch hier in Eigenleistung erbracht. Er stellt sich durch seine aus erdrot gestrichenen Holzlamellen bestehende Außenfassade selbstbewusst neben die große Zehntscheuer, ohne mit dieser in Konkurrenz treten zu wollen. Das Rot korrespondiert mit den Farbnuancen der Natursteinwand der Zehntscheuer. Beide Gebäudeteile ergänzen sich in Würde.
Fertigstellung 2008
Mit dem Bürgerpreis würdigt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg das herausragende bürgerschaftliche Engagement dieses Fördervereins für den Denkmalschutz. Seit 2003 arbeitet er mit Erfolg und derzeit 150 Mitgliedern daran, historische und vom Verfall bedrohte Gebäude im alten Ortskern von Betzingen, einem Stadtteil von Reutlingen, zu erhalten und sie grundlegend instand zu setzen.
Vorbildlich hat sich der Verein mit Eigenleistungen an der Umsetzung beteiligt, Spenden aufgetrieben, die Aufnahme in das Landessanierungsprogramm erreicht und im Interesse des Denkmalschutzes auf eine wirtschaftliche Nutzung Wert gelegt.
Fotos: Frank Teuber
Die Zehntscheuer und vor allem der Fruchtkasten sind durch ihre Größe und Schlichtheit beeindruckende Gebäude. Die bis zu zwei Meter mächtigen Mauern aus rauen Kalksteinen, die gewaltigen Konstruktionen mit den von Hand behauenen Holzbalken und -stützen zeugen von der großen Erfahrung und dem Geschick unserer Vorfahren, den Handwerkern aus Münsingen, im Umgang mit den natürlichen Materialien. Eine enorme Leistung ohne Berechnungstabellen und statische Formeln, geleitet nur aus überlieferten Erfahrungswerten und dem Gottvertrauen, solche Gebäude planen, koordinieren und bauen zu können.
Von Anfang an waren alle unsere Überlegungen beeinflusst von großer Hochachtung und Respekt vor diesen alten Baumeistern. Bestehende historische Bauteile sollten in ihrer ursprünglichen Gestaltung erhalten bleiben. Dem Bestand, von Hand bearbeitet, mit bewegten, rauen Oberflächen wurden neue Einbauten aus Stahl, Glas und glatten, industriell vorgefertigten Materialien entgegengesetzt, klare und schlichte Gestaltungselemente speziell geplant und entwickelt. Diese Gegensätze von alt und neu verstärken deren Wirkung.
Die großen Flächen der Geschosse sollten auch nach dem Einbau der neuen Nutzung noch erkennbar sein. Daher wurden die Trennwände, wo sie notwendig waren, als Glas-Stahl-Konstruktionen ausgeführt. Die neue Nutzung mit Foyer und Bürgersaal im Erdgeschoss, der Kleinbühne und den Vereinsräumen im Obergeschoss, den Ausstellungsräumen in den Dachgeschossen des Fruchtkastens und der Stadtbücherei in den Dachgeschossen der Zehntscheuer begünstigten diesen Entwurfsgedanken.
Die notwendige Technik für Heizung, Lüftung, Elektro und Notstromversorgung hat ihren Platz in den obersten Dachgeschossen der beiden Gebäude gefunden. Um möglichst wenig vorhandene Struktur zu zerstören, beschränkt sich die vertikale Erschließung mit geradläufigen Treppen und einem Aufzug auf den Bereich der Zehntscheuer. Der Fruchtkasten ist horizontal mit Brücken in der verbindenden "Glasfuge" angeschlossen. Aufwendige Sanitärinstallationen sind mit der WC-Anlage und der Küche lediglich im Erdgeschoss der Zehntscheuer eingebaut worden.
Bei den Erdarbeiten wurden im Fruchtkasten bis zu 140 cm Bauschutt als Auffüllung aus den vorigen Jahrhunderten ausgehoben, bis der gewachsene Boden zum Vorschein kam. In der Zehntscheuer mussten 50 cm Auffüllung ausgegraben werden, bis der ursprüngliche Bodenbelag aus Tonziegelsteinen an zwei kleinen Flächen zu sehen war.
Dieser Fund gab den Ausschlag zur Materialwahl des neuen Bodenbelages im Erdgeschoss. Gebrannte Tonziegel im historischen Handschlagverfahren wurden für das Bürgerhaus hergestellt und bis in den Außenbereich verlegt.
Die Vorgaben der Architekten, nichts zu verstecken, schlichte, geradlinige Details, sichtbare Verbindungen und präzise Anschlüsse zwischen alt und neu, setzten die Handwerker mit viel Hingabe und Engagement um. Mit Geduld, Einsatz und Einfühlungsvermögen führten Sie mühsame Kleinarbeiten aus, erlernten historische Verarbeitungsverfahren, wie Putz- und Farbzusammensetzungen und detailgetreue Holzverbindungen. Alle Beteiligten gingen rücksichtsvoll mit der alten Bausubstanz um. So präzise wie möglich wurden die neuen Einbauten an die windschiefen Böden, Decken, Wände und Konstruktionen der Bausubstanz angepasst.
Das Ergebnis all dieser Bemühungen sind moderne, lichtdurchflutete Räume mit einer wohltuenden Symbiose aus alt und neu, die dem kulturellen Leben in Münsingen auf lange Sicht von großem Nutzen sind.
BGF: 1.835 m²
BRI: 7.835 m³
Fertigstellung: 2002